Gregg Allman / Ain’t Wastin‘ Time No More – Ein Nachruf

Mit Gregg Allman hat die Musikwelt am 27. Mai 2017 eine ihrer ganz großen Gallionsfiguren verloren. Der Sänger, Organist, Gitarrist und nicht zu vergessen Songwriter war eine Ikone der siebziger Jahre und kam in deren ersten Hälfte ganz groß als Mitglied der Allman Brothers Band raus, grandiose Live-Auftritte und Alben wie etwa „Live At Fillmore East“ (1971), „Eat A Peach“ (1972) sowie „Brothers And Sisters“ (1973) sorgten für einen ganz fetten Eintrag in den Annalen der Rockmusik. Aber der Reihe nach:

„Old Before My Time“

Gregory LeNoir Allman wurde am 8. Dezember 1947 als jüngerer Bruder von Duane in Nashville, Tennessee geboren. Gerade mal zwei Jahre später wurde sein Vater von einem Tramper, den er irgendwo auf der Straße eingesammelt hatte, erschossen. Halbwaise, nahm trotz der unter Brüdern typischen Gängel- und Hänseleien der etwa anderthalb Jahre ältere Duane immer mehr die Vaterrolle für den eher schüchternen und einsam wirkenden Gregg ein. Irgendwann im Teenager-Alter entdeckte er bei einem Jungen aus der Nachbarschaft eine Gitarre. Der Amerikaner war auf der Stelle fasziniert von dem Instrument und es dauerte auch nicht lange, bis er seine Mutter zum Kauf einer eigenen überredet hatte. Es folgten erste kleine lokale Auftritte und fortan hatte Gregg auch das Leben auf der Bühne gepackt. Heimlich, still und leise ‚borgte‘ sich nun auch Brother Duane die Sechssaitige, wann immer der jüngere Bruder mal nicht im Haus war und selbst übte.

Entzückungen und Sanduhren (Joys and Hour Glass)

Die beiden Allmans beschlossen ca. Mitte der sechziger Jahre, eine gemeinsame Band mit dem Namen The Allman Joys zu gründen. Als Lead-Gitarrist wurde einstimmig Duane bestimmt, während Gregg den Gesang, die Keyboards und gelegentlich die zweite Gitarre übernahm. Zusammen mit Bob Keller (bass, background vocals) sowie Maynard Portwood (drums) ging es im August 1966 schließlich in ein Aufnahmestudio, um erste Aufnahmen einzuspielen, die allerdings noch keinen großen Erfolg brachten. Der nächste Plan war schnell geschmiedet – die beiden Brüder zogen nach Los Angeles und gründeten dort mit unter anderen Johnny Sandlin (der später nochmal eine Rolle spielen sollte) die neue Band Hour Glass. Sogar ein Plattenvertrag mit Liberty Records kam zustande, auf den aber bald Ernüchterung einkehren sollte. Erstmal im Studio angekommen, wurde das eigenkomponierte Material vom Produzenten rüde abgeschmettert und dem Quintett andere, Hit-versprechendere Tracks vor die Nase gesetzt, die es gefälligst auch einzuspielen hatte. Das gleichnamige Debütalbum der Band, das im Oktober 1967 erschien, war daher auch lange nicht so gut, wie es hätte sein können, warf neben anderem glattproduzierten Mittelmaß mit „Cast Off All My Fears“ aber immerhin einen superstarken Song ab. Zum Hit wurde er allerdings nicht.

Während der Aufnahmen für das zweite Album (erschienen im April 1968) konnten sich die Musiker von Hour Glass bezüglich der Songs aber immer mehr durchsetzen (schließlich war die erste Platte ein Flop gewesen) und es wurden neben Covers mit sieben von zwölf Tracks deutlich mehr Eigenkompositionen untergebracht, alle aus der Feder von Gregg Allman. „Power Of Love“ war verkaufstechnisch ebenfalls ein Reinfall, die Band Hour Glass allerdings immer noch beim Label unter Vertrag. Die Combo verzog sich in die Muscle Shoals Studios in Alabama zu Aufnahmen für ein drittes Album. Liberty Records zeigte sich von dem bluesigen und alles anderen als popfreundlichen Sound jedoch alles andere als angetan. Kurz darauf löste sich Hour Glass auf, Duane und Gregg gingen wieder zurück in den Süden, wo in Florida die kurzlebige Band 31st Of February gegründet wurde. Es entstanden ein paar Aufnahmen, das wichtigste war jedoch, dass hier erstmalig ein gewisser Butch Trucks an den Drums saß, der bis zu seinem Tod eng mit Gregg Allman eng verbunden bleiben sollte. Sowohl Aufnahmen des dritten Albums von Hour Glass, als auch die von Gregg Allman alleine (bzw. mit Studioband) erfüllten vertraglichen Verpflichtungen gegenüber dem alten Label (Songs für ein komplettes Album) wurden im Nachhinein (teilweise Jahrzehnte später) veröffentlicht.

„Try It One More Time“

Der Blondschopf war anschließend mehr oder weniger in Kalifornien gestrandet, bis ihn ein dringender Anruf des großen Bruders Duane ereilte, dass er »…seinen Arsch so schnell wie möglich zurück in den Süden schieben solle, denn er hätte da eine Höllenband am Start, die aber noch einen Sänger bräuchte.« Gregg hatte nichts zu verlieren, worauf er sich das Ganze wenigstens mal anschauen wollte. Gesagt – getan… und direkt nach der ersten Session stand dann für alle Beteiligten auch unverrückbar fest, dass sich hier sechs Musiker gefunden hatten, die einen ganz speziellen Sound und eine einzigartige Kunst des Zusammenspiels kreierten. Der Legende nach wurde stundenlang durchgespielt, bis sich Duane Allman (der unumstrittene Bandleader) anschließend in die Tür des Proberaums stellte und sagte: »Okay, wer immer von euch nicht in dieser Band sein will, der muss mich erstmal umbringen, um hier rauszukommen!« Alle wollten dabei sein, wobei es noch eine kleine unschönere Situation gab. Da Gregg Allman nicht als Frontmann mit dem Mikro in der Mitte der Bühne stehen, sondern viel lieber zusätzlich noch ein Instrument spielen wollte, wurde der eigentlich vorgesehene (und bei dieser ersten Session auch mitwirkende) Organist (Reese Wynans, später von 1985 bis 1990 Mitglied bei Stevie Ray Vaughan & Double Trouble) zwangsläufig in die Wüste geschickt.

„Dreams“

The Allman Brothers Band war geboren! Bestehend aus den beiden Allmans sowie Dickey Betts (guitars), Berry Oakley (bass) und dem Schlagzeug-Duo Butch Trucks/’Jaimoe‘ Johansen. Nur vier Tage nach dieser ersten Session fand das Debüt-Konzert der Brothers statt, nachdem noch in derselben Nacht der Bandname beschlossen wurde. Mit Duane und Dickey Betts hatte die Gruppe zwei extrem starke Gitarristen in ihren Reihen, mit den beiden Drummern (damals ebenfalls sehr außergewöhnlich) und dem Power-Bassist Berry Oakley dazu ein wahres Powerhouse als Rhythmus-Abteilung. Die gleichnamige Debüt-Scheibe wurde im September 1969 in New York City aufgenommen und im November des selben Jahres veröffentlicht. Trotz wirklich großartigen und außergewöhnlichen Nummern wie „It’s Not My Cross To Bear“, „Dreams“, „Trouble No More“ oder „Whipping Post“, um nur einige zu nennen, ohne erwähnenswerten Erfolg. Auch die zweite Platte „Idlewild South“ (1970) war verkaufstechnisch noch nicht der große Bringer, weshalb sich die Band vor allem mit (sehr vielen!) Live-Konzerten über Wasser halten musste.

„My Only True Friend“

Ein kluger Kopf (wessen genau, darüber variieren die Aussagen) kam schließlich auf die Idee, dass man die Essenz der Band, nämlich ein Live-Konzert, als nächstes auf Vinyl bringen müsse. So wurde dann in Bill Graham’s legendärem Fillmore East in New York City (wo die Band immer Mammut-Konzerte, einmal sogar bis zu sieben Stunden, gab) das Doppel-Album „Live At Fillmore East“ (1971) aufgenommen, das dann endlich auch verkaufstechnisch abging wie eine Rakete. Aber das pausenlose Touren, die Arbeit im Studio und zwei Jahre mit ganz wenigen freien Tagen hatten auch ihren Preis gefordert. Fast alle Bandmitglieder waren mittlerweile auf harten Drogen (Kokain und Heroin). Duane Allman hatte Ende 1970 eine fatale Überdosis erwischt (während den Re-nimierungs-Versuchen flehte Berry Oakley damals eine höhere Macht an, ihn doch bloß nicht sterben zu lassen, ihm wenigstens ein weiteres Jahr zu schenken), von der er sich aber glücklicherweise noch einmal erholte.

Für Gregg Allman wurde sein größtmöglicher Alptraum Realität, als sein großer Bruder Duane – sein Ersatz-Vater, der unantastbare Chef in der Band und davon mal ganz abgesehen einer der großartigsten Gitarristen der amerikanischen Musik-Geschichte – im November 1971 nach einem Motorrad-Unfall verstarb. Der Boden unter den Füßen war weg, freier Fall, kein emotionaler Halt, Orientierugslosigkeit! Neben ihm waren vor allem auch Dickey Betts und Berry Oakley von diesem Verlust schwer traumatisiert. Letzter übernahm zwar die Rolle des Bandleaders, haute sich aber durchgehend dermaßen mit Heroin voll, dass von einer wirklichen Führung nicht die Rede sein konnte. 1972 erschien das Album „Eat A Peach“, teilweise noch mit Aufnahmen, bei denen Duane Allman mitgewirkt hatte. Fast genau ein Jahr nach Duanes Tod verunglückte auch Berry Oakley – ebenfalls mit dem Motorrad und fast genau der gleichen Stelle – tödlich.

„Revival“

Noch mehr Dramatik, noch mehr Fragen nach dem Sinn, noch mehr Trauer und hadern mit dem Schicksal. Klar war allerdings zumindest eine Sache: »Wir MUSSTEN weitermachen… hätten wir das nicht getan, dann wären wir damals alle wahnsinnig geworden!«, so Gregg Allman einmal im Interview. Unter diesen Umständen fast unglaublich, lieferte die Allman Brothers Band danach mit „Brothers And Sisters“ (1973) ihr erfolgreichstes Album ab, eine waschechte Nummer 1 in den US Billboard Charts. Und das nicht zu unrecht, enthielt die Scheibe doch so starke Nummern wie „Come And Go Blues“, „Southbound“ oder auch „Wasted Words“. Allen voran stehen aber die absolut unsterblichen Klassiker „Ramblin‘ Man“ sowie „Jessica“, zwei Gitarren-Stücke, die beide aus der Feder von Dickey Betts stammten. Spätestens an diesem Punkt angekommen war dann der Kampf um die Führung der Band zwischen Betts und Gregg Allman eröffnet.

Zu schwierigen Bedingungen übrigens, da Gregg mittlerweile schwer an der Nadel hing und Dickey ihm hinsichtlich – von Alkohol und Kokain-beeinflusstem – abscheulichen Benehmens in nichts hinterher stand. Letzten Endes versuchten wahrscheinlich beide nur auf ihre Art, mit den harten Schicksalsschlägen klar zu kommen, wenn dies selbstverständlich auch nie eine wirkliche Entschuldigung für mieses Verhalten ist. Wenn man dann plötzlich aber auch noch tonnenweise Geld und jede Menge Schulterklopfer um sich hat… Auf jeden Fall war „Brothers And Sisters“ ein bärenstarkes Album, wenn auch der Anfang vom ersten Ende. Als es 1975 an die Aufnahmen für den Nachfolger ging, war die Band lediglich für einen einzigen Song („Can’t Loose What You Never Had“) gemeinsam im Studio, danach wurde in Schichten gearbeitet, da kein Bandmitglied mehr die Anwesenheit eines anderen ertragen konnte. Ach ja, und Gregg Allman flog nach dieser einen gemeinsam eingespielten Nummer wieder zurück nach L.A. (und seiner Frau Cher), wo er seine Gesangsspuren dann in einem örtlichen Studio aufnahm.

„Just Before The Bullets Fly“

Im Jahr 1976 hatte der Kadi Gregg Allman wegen dessen Vorliebe zu Drogen ganz ernsthaft am Allerwertesten. Ihm wurde angeboten nicht in den Knast gehen zu müssen, wenn er dafür gegen seinen persönlichen Assistenten (und Drogen-Beschaffer) vor Gericht aussagt. Gibt es einen Junkie auf dieser Welt, der ein solches Angebot ablehen bzw. ‚freiwillig‘ hinter Gitter gehen würde? Nein! Vom Rest der Band wurde diese Aktion (durchaus nachvollziehbar) als Verrat an einem engen Vertrauten angesehen. The Allman Brothers Band war zum ersten Mal Geschichte.

„Enlightened Rogues“ – allerdings viel zu kurz

1978 kam es zur Reunion und dem starken Album „Enlightened Rogues“ (Februar 1979), bevor die Brothers einen Vertrag mit dem Label Arista Records unterschrieben, das die Band aber in eine viel modernere Richtung drängte. Sowohl „Reach For The Sky“ (1980) als auch „Brothers Of The Road“ (1981) waren keine Glanztaten, dazu spitzten sich die alten Rivalitäten zwischen Gregg Allman und Dickey Betts wieder eindringlich zu. Nach einem letzten TV-Auftritt im Januar 1982 löste sich die Allman Brothers Band ein zweites Mal sang- und klanglos auf. Rückblickend gesehen die unergiebigste, die schlechteste Phase der kompletten Band-Geschichte.

„Searching For Simplicity“

Für Gregg Allman folgten über sieben Jahre der Tingelei, zwei fürchterlichen Soloalben (dazu später mehr) und soviel Hochprozentigem sowie Drogen aller Art, wie er irgendwie in sich behalten konnte. Keine gute Zeit… Glücklicherweise drehte sich das Glücksrad aber erneut und 1989 kam es zu einer weiteren Reunion der Allman Brothers Band. Von den Original-Mitgliedern waren nach wie vor Allman, Dickey Betts, Butch Trucks sowie ‚Jaimoe‘ Johansen am Start, die sich nun mit dem Gitarristen Warren Haynes, dem Bassisten Allen Woody (beide aus der gerade aufgelösten Dickey Betts Band) sowie dem Percussionisten Marc Quinones verstärkt hatten. Aus dem Fehler der letzten Reunion hatten die Musiker gelernt und es war klar, dass sie nur noch Plattenverträge unterschreiben würden, die ihnen die künstlerische Kontrolle garantieren. Als Einstimmung folgte die 4-CD- bzw. LP-starke Retrospektive „Dreams“, bevor die nächste Studio-Scheibe, das bärenstarke Album „Seven Turns“ (1990) erschien, das zwölf Monate später von dem nur unwesentlich schwächeren „Shades Of Two Worlds“ gefolgt wurde. Und in diesem Jahr 1991 knallte die Band dann auch voll in mein eigenes Leben, als ich eines Samstagabends im Fernsehen eher zufällig auf die Ausstrahlung eines Konzerts der Band in Köln traf. Wie vom Donner gerührt wühlte ich direkt anschließend in der Band-Geschichte bzw. besorgte mir ein Album nach dem anderen.

Es folgten viele Tourneen der Band, die sich durchaus erfolgreich gestalteten. Dass sich Gregg Allman und Dickey Betts (die bereits wieder an dem Punkt angekommen waren, sich auf den Tod nicht ausstehen zu können) fast wie im Wettlauf anschickten, sich zu Tode zu trinken, machte sich immerhin bei den Konzerten und den Studio-Aufnahmen (noch) nicht bemerkbar. 1994 sollte mit „Where It All Begins“ ein weiteres sehr gutes Album folgen, das allerdings das Ende einer Ära einläutete. Denn nach ca. fünf weiteren, persönlich sehr schwierigen Jahren wurde dem Gitarristen Dickey Betts im Jahr 2000 schließlich gekündigt. 2007 erschien mit „Hittin‘ The Note“ das letzte Studioalbum der Band, bevor es danach noch einige Jahre auf der Bühne weiterging und auch immer wieder neue (und alte) Live-Scheiben veröffentlicht wurden.

Nachdem die beiden Gitarristen Warren Haynes und Derek Trucks ihren Ausstieg zum nächsten Jahreswechsel angekündigt hatten, fand die letzte Show der Allman Brothers Band am 28. Oktober 2014 statt. Ein großartiges, bewegendes und einflussreiches Kapitel in der Geschichte der Rock-Geschichte wurde somit nach 45 Jahren für immer geschlossen.

„I’m No Angel“

Gregg Allman hatte in den letzten Jahren seines Lebens auch mit schweren gesundheitlichen Probleme (u. a. musste er sich einer Leber-Transplantation unterziehen) zu kämpfen. Die stammten zu nicht gerade kleinen Teilen von den langen Jahren der Heroin- sowie Alkohol-Abhängigkeit. Nachdem Allman ca. 1996 endlich clean und trocken wurde, war der in der Vergangenheit angerichtete Schaden am eigenen Körper allerdings nicht mehr komplett zu reparieren. Seine Süchte wirkten sich leider auch immer wieder auf sein berufliches und privates Leben (die Beziehungen mit Frauen wechselte er zeitweise so schnell wie seine Unterwäsche) aus. Süchte, die ihren Ursprung nicht zuletzt auch in den schweren persönlichen Verlusten (zunächst der Mord an seinem Vater, später der Unfall-Tod seines großen Bruders und Leitfigur Duane) hatten.

Am 27. Mai 2017 ist Gregg Allman nun endgültig von der großen Bühne abgetreten. Was bleibt, sind Erinnerungen an Live-Konzerte und vor allem die großartige Musik, die er durch die Musik der Allman Brothers Band und solo hinterlassen hat.

Rest in peace, Gregg, wir werden dich nicht vergessen. Und immerhin kannst du jetzt da oben wieder mit Duane, Berry und Butch zusammen jammen!

Die Soloalben:

„Laid Back“ (1973):

Ein ausgesprochen starkes Album, dessen Aufnahmen parallel zu denen der Allman Brothers Band-Scheibe „Brothers And Sisters“ stattfanden. Stilistisch gesehen ist der Name Programm, denn hier geht es insgesamt deutlich entspannter zu als in Greggs Haupt-Band. Dennoch ist mit u. a. „Queen Of Hearts“, „Multi-colored Lady“, „These Days“, dem ABB-Remake „Midnight Rider“ oder dem Traditional „Will The Circle Be Unbroken“ sehr starkes Material vorhanden. Darüber hinaus passt die Begleitband hervorragend und die Gesamt-Atmosphäre ist dicht und stimmig. Sehr zu empfehlen!

„The Gregg Allman Tour“ (1974):

Damals auf einer Doppel-LP festgehaltene Aufnahmen der erstsen Solo-Tour Gregg Allmans mit Cowboy (die ihn auch auf „Laid Back“ begleitete) als Band. Drei Nummern der ersten Soloscheibe sind vertreten, darüber hinaus mit „Oncoming Traffic“ ein brandneuer Song und lediglich zwei Stücke („Dreams“ sowie „Stand Back“), die er auch mit der ABB spielte. Ein sehr großangelegtes Projekt (inklusive eines 24-köpfigen Streicher-Ensembles), das er in diesem Ausmaß nie mehr wiederholen sollte. Gehört insgesamt nicht zu meinen Lieblings-Platten, ist es aber dennoch wert, in der Sammlung zu haben.

„Playin‘ Up A Storm“ (1977):

Das Soloalbum nach der ersten Auflösung der ABB ist ein zweitschneidiges Schwert. Aufgenommen in Los Angeles unterminiert die viel zu glatte Produktion fast durchgängig gute Songs. Die verlieren die Aufmerksamkeit des interessierten Hörers aber leider immer wieder wegen ihrer Mainstreamigkeit und Poliertheit. Neben einem ABB-Song („Come And Go Blues“) und einer zusammen mit Dr. John geschriebenen Nummer, wurden nur noch zwei weitere Tracks von Allman geschrieben. Der Rest der Scheibe stützt sich auf Fremdmaterial. Nicht wirklich schlecht, aber hier wurde dennoch jede Menge Potenzial verschwendet.

„I’m No Angel“ (1986) und „Just Before The Bullets Fly“ (1987):

Der Großteil der achtziger Jahre waren weder zu der ABB als auch Gregg Allman bzw. deren Musik besonders gut. Nach der zweiten Auflösung der Band (1982) entstanden die beiden oben genannten Alben, die mit dem Titelsong des ersten immerhin einen mittleren Hit abwarfen. Ansonsten ist hier sehr viel Mittelmäßigkeit zu finden, die auch noch durch einen typischen Achtziger-Sound in die Tiefen gezogen wird. Von allen Soloalben die beiden am wenigsten zu empfehlenden Scheiben.

„Searching For Simplicity“ (1997):

Das letzte Album, das Allman noch unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen einspielte und -sang. Entstanden über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren lieferte er hier dennoch die beste Soloplatte seit „Laid Back“ ab. Der Gesang kommt stark und kraftvoll, die Begleitmusiker scheinen zum ersten Mal seit langer Zeit mal wieder auf gleicher Höhe zu sein und nicht zuletzt sind hier bärenstarke Songs zu finden. Speziell zu erwähnen sind das Remake von „Whippin‘ Post“, „Silence Ain’t Golden“ (ein Überflieger!), John Hiatt’s „Memphis In The Meantime“, „Startin‘ Over“ und last but not least „Dark End Of The Street“. Das letztgenannte Stück war das Lieblingslied von Duane Allman und der Legende nach musste Gregg Allman während des Einsingens dieses Songs mehrfach aus dem Studio rennen, da ihm Tränen in die Augen schossen. Ein unbedingt empfehlenswertes Album!

„Low Country Blues“ (2011):

Ein reines Blues-Album, das Gregg nach der riskanten Leber-Transplantation aufnahm. Außer einer einzigen Eigenkomposition (zusammen mit Warren Haynes) widmet er sich hier alten und eher nicht so bekannten Blues-Nummern. Eine sehr gute Scheibe, auf der Allman mit kraftvollem Gesang und insgesamt ausgeruht und in sich ruhend präsentiert. Nicht so abwechslungsreich wie die Vorgänger-Platte, dafür aber sehr gut eingespielt und darüber hinaus mit einem unwiderstehlichen Dr. John am Piano. Sehr gut!

„Southern Blood“ (2017):

Zum Zeitpunkt der Aufnahmen wusste Gregg Allman bereits, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb, dass „Southern Blood“ sein letztes Album werden würde. Und trotzdem er lediglich noch zwei bis drei Stunden am Tagen (an guten Tagen) im Studio arbeiten konnte, ist ihm hier noch einmal eine großartige Scheibe, ein Vermächtnis geglückt. Außer der autobiografischen Nummer „My Only True Friend“ widmete er sich ausschließlich Songs, die er Zeit seines Lebens geliebt hatte. Unter anderem finden sich hier Coverversionen von Little Feat („Willin'“), Grateful Dead („Black Muddy River“), Bob Dylan (Going, Going, Gone“) oder auch Jackson Browne („Song For Adam“). Sehr empfehlenswert!

 

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